Tuja Heller - Atelier für  Meditativen Tanz  und kreative Ausdrucksformen
Kreistanz, Heiltanz und Bewegungsmeditation, ritueller- und Folkloretanz, Ausdrucksspiel (Jeux Sacrè)
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Die sechs Prinzipien des Hsieh Ho

Zu diesem Thema muß erläuternd gesagt werden, daß die Tuschemalerei unter den chinesischen Kunstfertigkeiten und Lernsystemen einen ganz außergewöhnlichen, ja fast übernatürlichen Rang einnimmt. Nach übereinstimmender Auffassung setzt sie beim Menschen besondere intuitive, ja fast mystische Fähigkeiten frei. Damit wird sie zur Vorreiterin aller anderen Künste; sie führt zur Essenz einer viele Jahrhunderte anhaltenden philosophischen Beschäftigung mit dem Wesen des Menschen und seinem Platz im Universum. Die Leuchtkraft der - eigentlich schwarzen - Tusche und ihre "Farbigkeit", die Feinheiten des Pinselstrichs und die zeitlose Lebendigkeit der damit erstellten Bilder sind Phänomene, die alle ihre Betrachter in allen Zeiten verzaubern. (Bild links unten: Lao Tse)
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........ Die sechs Formeln Hsieh Ho´s enthalten im Originaltext nur je vier Begriffe. Aber diese Kürze hat es in sich. "Diese scheinbare Kürze und Prägnanz wird aber dadurch völlig aufgehoben, daß manche dieser Worte eine beträchtliche Weite und Vielschichtigkeit der Bedeutung besitzen..." Etwa wie wir es auch bei den Versen des Tao Te King oder mehr noch bei den geheimnisvollen Formeln des I Ging gewohnt sind. Eine genaue Übersetzung der sechs Prinzipien in unsere Sprache ist aus den oben genannten Gründen schwierig. Wir vertreten im Folgenden daher nur eine Mutmassung, die jedoch wohlerwogen ist. Dabei versuchen wir, die traditionelle Übersetzung mit der neueren Deutung W.R.B. Ackers in Einklang zu bringen.  Genaueres dazu hier
Unsere auf die oben genannten Bewegungs- und Kampfkünste ausgeweitete und freiere Fassung lautet:
  • Resonanz des Geistigen, das heißt, die lebendige Bewegung hat den Vorrang.
  • Knochen- (d.h.strukturelle) Methode, muß zugrunde liegen. Sie bezieht sich auf den Gebrauch des Werkzeugs.
  • Entsprechung zum Gegenstand, sie meint die Wiedergabe der Formen: Das andere, die Welt, die Form, wahrnehmen..
  • Angemessensein der Art, sie hat mit der Ausdruckskraft (und der Selbstverwirklichung in der jeweiligen Situation) zu tun.
  • Aufteilung und Planung, das heißt Stellung und Anordnung [der Einzelelemente]. (= Strategien, Selbstmanagement)
  • Überlieferung und Freiheit, das bedeutet Kopieren und Weiterentwickeln. Dieser Punkt berührt das Problem der Hierarchie eines "Meistersystems", er klärt die zentralen Begriffe der Unterordnung und Freiheit .
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Für die Schüler und praktischen Anwender des jeweiligen Systems ist die Reflexion der Prinzipien zunächst nicht notwendig; sie sollten den Kopf frei haben, um sich den zunächst ungewohnten Bewegungsabläufen widmen zu können. Die Kursleiter oder Ausbilder jedoch finden in den sechs Prinzipien ein wertvolles Hilfsmittel, um den Übungsstand ihrer  Kursteilnehmer zu kontrollieren und zu optimieren. Natürlich gibt es mittlerweile auch andere, moderne, wertvolle didaktische Hilfsmittel zur Leitung eines Kurses. Warum aber sollte ein pädagogisches Werkzeug, das sich in jahrhundertelanger Anwendung genau in diesem Bereich bewährt hat, verschmäht werden?
Die sechs Prinzipien sind noch von einem anderen Gesichtspunkt her wert, wieder gelesen, diskutiert und verwirklicht zu werden. In keiner anderen Überlieferung wird der geistige Hintergrund aller dieser Systeme in einer derart einprägsamen, elementaren Formel auf den Punkt gebracht. Hsieh Ho nennt uns die Essenz  aller geistigen Lehrsysteme des fernen Ostens in sechs knappen Sätzen. Diese geschliffene Prägnanz bereits zeigt uns, daß wir vor einem der ganz großen Meister der Vergangenheit stehen, dem wir respektvoll und aufmerksam zuhören sollten.    weiter


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aktualisiert am 18.07.02

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